Hüttentouren VI – Fosenkoia beim Dugnad

– Arbeit mal anders –

Dugnad bedeutet so viel wie Gemeinschaftsarbeit oder Nachbarschaftshilfe. Wir wollten also auf einen freiwilligen Helfereinsatz zur Koie Fosen. Dabei waren 7 Norweger aus der Koiegruppe, die die Hütten betreut. Sie sollten uns in die anstehenden Arbeiten einweisen und alles koordinieren. Das Fußvolk bildeten wir 15 internationalen Studenten, die darauf brannten, die Fosen so weit wiederherzustellen, dass sie zukünftig wieder genutzt werden kann. Die Hütte war nämlich bis zum Wochenende geschlossen, so dass wir sie, die als eine der schönsten gilt, noch nicht hatten besuchen können.
Abfahrt war mit der Schnellfähre im Hafen beim Schwimmbad am Freitag um 15:45 Uhr. Ich wollte mit dem Bus fahren, um die Zeit vorher noch für die Uni nutzen zu können. Ich hatte bei 20 Minuten Fahrzeit 10 Minuten Luft zum geplanten Treff. Und wie das so ist – der Bus kam 6 Minuten zu spät. Es wurde also eng, denn er war sicher nicht ohne Grund langsamer in der Stadt vorwärts gekommen. Aber wenn man es eilig hat, dann bummeln alle, die einsteigen, man hängt an jeder Ampel und jedem Zebrastreifen. Ein Taxi versperrte endlose 23 Sekunden die Busspur, bis die Insassen die per Visacard gezahlte Rechnung unterschrieben hatten. Natürlich besaß kaum ein Fahrgast eine Dauerkarte, so dass fast jeder erst noch vom Fahrer ein Ticket benötigte. Wie befürchtet war die Stadt im Feierabendverkehr versunken, obwohl doch der Norweger erst um vier ins Wochenende zu gehen pflegt! Einmal stoppten wir, um einen Krankenwagen passieren zu lassen. Schließlich war kurz vor dem Ziel noch ein Kreisel verstopft.
Glücklicherweise kam ich nur 7 Minuten zu spät und damit noch rechtzeitig, als der Tross sich in Richtung Fähre in Bewegung setzte. Die Fährüberfahrt war toll. Man hatte einen super Blick auf Trondheim und Munkholmen. Das Boot ging richtig ab, sodass die Fahrt viel zu schnell zu Ende war…
Die Wanderung führte wieder durch viel Moor. Irgendwo verlor ich leider meine Trinkflasche – als ich es bemerkte, waren wir schon an der Hütte.

 

 

 


Einige der Norweger waren schon vorher über einen anderen Weg, den man mit dem Auto relativ weit fahren kann, angereist und hatten die Zelte aufgebaut. Ein Bauer hatte Werkzeug, Holz und einen neuen Ofen bis 1,3km vor die Koie gefahren. Wir sind den Weg am Sonntag gelaufen und ich kann immer noch nicht begreifen, wie ein Traktor derart große Steigungen auf steinigem, teils rutschigem Untergrund mit Last bewältigen kann. Respekt dem fahrerischen Können! Abends gab es von den Norwegern zubereitet noch leckeres Abendbrot vom Kocher. Am Feuer war es trotz Regen recht gemütlich, wenn auch etwas kalt, und wir lernten uns gegenseitig etwas besser kennen. Die erste Nacht war nicht so sehr erquicklich. Die Hütte war zu klein für alle Helfer. Ich schlief mit Kai und einem Norweger in einem der Zelte. Die geborgte “aufblasbare Isomatte” verlor leider Luft, so dass von unten die Kälte gekrochen kam. Mein Schlafsack hat auch nur eine Komforttemperatur von 22°C. Trotz zweier langer Unterhosen, zwei Paar Socken und Pullover fror ich bei den doch üppigen 4°C. Ein Pulli unter meinem Po bewahrte mich vermutlich vor einer Nierenentzündung…
Daniel und Friederike, die in Norwegen arbeiten bzw. promovieren, kamen am nächsten Morgen, als die meisten gerade aufstanden, mit dem neuen Hüttenofen an. Das nenne ich zünftigen Frühsport – der Ofen wiegt 78kg! Daniel hatte den Ofenkörper, auf den Rucksack geschnallt, und Friederike die herausnehmbaren Einzelteile die 1,3km und 115 Höhenmeter gebuckelt. Schade, dass die beiden uns nicht geweckt hatten.


Den Samstag galt es nun, die Hütte wieder fit zu machen. Die Aufgaben waren:

  • zunächst Werkzeug und Material zur Hütte schaffen

 

 

  • Holz machen – d.h. viele, viele Bäume fällen

 

  • einige der Dachplatten, die unter dem Bewuchs gegen Wasser abdichten, tauschen

 

  • Ofen und Ofenrohr wechseln
  • Fenster abdichten und streichen
  • Hütte von außen komplett streichen
  • Hütte von innen komplett schrubben (Wasser – Chemie – Wasser)

 

  • Hüttentisch hobeln
  • Klohäuschen leeren
  • Tritthölzer aus Baumstämmen sägen und zum Klohäuschen legen


Mit Friederike habe ich Mittag gemacht. 6 große Töpfe wurden es und wir haben keinen vergiftet 😉


Die meiste Zeit benötigten wir dafür, die vielen Äste und Zweige der gefällten Bäume zusammenzutragen. Als Belohnung gab es zwei sehr große Feuer. Leider wurden diese als “environmental fire” missbraucht – die Norweger haben großen Spaß daran, Müll zu verbrennen.

 

 

 

Abends am Feuer gab es nach dem traditionellen Gericht Fårikål (Kohl, Lammfleisch, Kartoffeln und andere Dinge) zwei sehr leckere Kuchen, die eher alternative Torte waren. Sie waren unter Verwendung von Schokobärchen und Gummitieren liebevoll von den Kuchenbeauftragten zubereitet worden. Es war köstlich!!!


Die zweite Nacht war mit einer intakten (und hochwertigen) aufblasbaren Isomatte schon viel wesentlich wärmer. Trotzdem, Kinder, nicht nachmachen! Kauft euch einen passenden Schlafsack für die Temperaturen!
Sonntag wurden Restarbeiten erledigt und Kai und ich bekamen eine Einweisung, wie das Spielzeug Motorsäge zu bedienen ist.


Nun können wir zukünftig auch selbst bei den Hütten Holz machen. Der tolle Nebeneffekt ist, dass man in dem Fall die Hütte nicht selbst buchen muss und mittwochs “ausschlafen” kann 🙂 Jetzt erklärt sich auch, warum intern öfters Hütten schon vergeben waren, und unsereins nicht mehr ‘rankam…
Das Werkzeug musste dann von der Hütte bis zum Fjord geschleppt werden. Leider regnete es auf dem Weg. Da ich heute krank bin, muss ich mir bei der Wanderung oder in der ersten Nacht etwas weggeholt haben.


Die Fährüberfahrt war noch ein abschließendes Highlight. Es war wie Achterbahn fahren. Wir saßen in der Spitze und wurden kräftig durchgeschüttelt. Die Bilder sind erst entstanden, als wir schon im Windschatten eines Berghangs waren…

 


Das Wochenende war auf jeden Fall sehr spaßig. Die Arbeit wirkte eher wie eine Beschäftigung während der Unterhaltungen… Die Norweger waren begeistert, was wir alles geschafft haben – es war mehr als erwartet. Ich kann solch ein Dugnadwochenende nur weiterempfehlen!

PS: Danke an Friederike für ergänzende Fotos!

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