Studentenleben I

Die NTNU ist verteilt auf 2 Hauptcampusgelände: Gløshaugen (so ähnlich wie Glöshöugen…) und Dragvoll. Daneben existieren noch kleinere Zweigstellen der NTNU. Die Entfernungen spielen sich meist im Bereich von 15 Fahrradminuten (Einschränkung: kein Schnee) ab.
Als NTNUler muss man stolz darauf hinweisen, dass Trondheim laut allen Rankings die beliebteste Studentenstadt Norwegens ist und sie kann sicher auch auf europäischem Niveau konkurrieren. Jährlich bewerben sich hier weit mehr Studenten als schließlich auch einen Platz bekommen. Scheinbar hat sich dies herumgesprochen, denn dieses Jahr sind so viele Austauschstudenten hier wie noch nie: rund 30% mehr als im letzten Jahr. Diese Studenten, und das ist die andere Seite der Medaille, möchten auch alle irgendwo wohnen. Da es für insgesamt 20.000 – 30.000 (die Angaben schwanken) Studenten nur weniger als 4.000 Studentenwohnheimplätze gibt, hat SIT, das Äquivalent zu unserem Studentenwerk, ein Problem. Oder besser: viele Probleme. Sie reservieren jedes Jahr sehr viele Zimmer für Austauschstudenten – ganz zum Leidwesen einiger norwegischer Studenten. Da das International Office die Zahlen ausländischer Studierender aber erst Mitte Juli weitergegeben hat, fehlt es momentan an Wohnraum (zumindest bei SIT) und es wohnen immer noch Austauschstudenten in den “Kellergemächern”, d.h. quasi den Clubs, die es auf dem Campus gibt.

Diese Clubs, welche es scheinbar in jedem Keller im Studentendorf Moholt gibt, werden Basement genannt. Jede Studentenorganisation hat mindestens einen und bewirbt die eigene Organisation in der Folge damit, dass es dort billiges Bier gibt. Unter billigem Bier verstehen wir hier eine 0,3L-Flasche für knapp 2 Euro, denn selbst im Supermarkt (abgesehen vom alkoholreduzierten Bier) geht es bei 1,50 Euro pro 0,3er Flasche los. Partyurlauber sollten für Trondheim ihre Urlaubskasse aufstocken, denn in einer hier sehr beliebten Diskothek (“Tiger-Tiger”) zahlt man in der Happy Hour (10-11 Uhr) 3,50 Euro für ein Bier und knapp 10 Euro für einen Cocktail. Zu späterer Stunde ist es teurer und man darf am Samstag Abend die 12 Euro Eintrittspreis nicht vergessen. Es ist also kein Wunder, warum die Norweger alles mit Kreditkarte bezahlen… Die Feten enden in den Basements immer gegen 23 Uhr. Scheinbar wird Nachtruhe hier großgeschrieben. Alternativ zu den Basements feiert der norwegische Student mit Freunden zu Hause vor. Dieses s.g. Vorspill dient dazu, die Diskogetränkepreise etwas abzufedern, denn die Partymeile der Stadt vermittelt samstags den Eindruck eines kollektiven Besäufnisses. Jede Woche, so sagt man, muss sich der Norweger einmal abschießen. Es wird zu beobachten sein, ob die Anzahl taumelnder Personen samstags abends mit der zunehmenden Dunkelheit korreliert… Auf jeden Fall herrscht samstags abends in der Innenstadt Kollisionsgefahr mit schwankenden Personen. Vorsicht!
Eine ganz neue Erfahrung war es, Clubluft ohne Qualm zu schnuppern. Hier darf nämlich in den Clubs nicht geraucht werden!

 

Zurück zur Einleitung. Vor der Ankunft in Trondheim war die Kommunikation des International Office, welches hier verantwortlich für die Einführung der Austauschstudenten und die Sprachkurse ist, relativ dürftig. Die Präsenz des Amtes änderte sich aber schlagartig in der Einführungswoche, als uns ein tolles Programm geboten wurde. Langsam trudelten die fehlenden Informationen ein, denn es gab eine Reihe von Infoveranstaltungen. Eindrucksvoll waren die über norwegische Kultur, aus welcher ich schon einige Anekdoten geschrieben habe, die Vorstellung der Studentenorganisationen und des Sportzentrums.
Studentenorganisationen existieren hier wie Sand am Meer. Für jedes Fachgebiet scheint es mindestens eine zu geben. Bedingt durch die meist sehr “studentische” Argumentation bei der Vorstellung könnte man meinen, es ginge darum, die Organisation mit dem billigsten Bier, den meisten Mädels und Feten zu finden. Neben “sozialen Aktivitäten” (was auch immer darunter im Einzelfall zu verstehen ist) läuft aber in der einen oder anderen Organisation auch etwas Fachliches. Die Organisationen haben teilweise viel Geld, welches sie direkt von der Industrie erhalten. So konnten die Informatiker mit Muffins und Getränken aufwarten.
Neben den “fachlich orientierten” gibt es hier große Organisationen wie natürlich auch die üblichen Verdächtigen ISU, ESN oder IASTE. Einmalig ist die hiesige Studentenorganisation Samfundet. Sie besitzt ein großes Haus am Flussufer, welches gleichzeitig Theaterbühne, Bars und Arbeitsräume beherbergt. In Samfundet organisieren sich verschiedenste Arbeitsgruppen in allen denkbaren Bereichen (Musik, Theater, Foto, Diskussionen, …). Hier wird auch die große Studentenwoche “Uka” organisiert, die glücklicherweise dieses Jahr noch aussteht.
Das Sportzentrum, welches zu SIT gehört, ist verdammt gut aufgestellt. Es gibt zwei riesige Sportgebäude, die 7 Tage pro Woche Trainingskurse und Equipment bieten, was das Sportlerherz begehrt. Von Segeln bis Segelfliegen, von Skifahren über Radfahren und Spinning bis Klettern, von Judo über Aerobic bis was auch immer – es gibt vielfältige Sportarten und reichlich Raum zum Training.
Summa summarum gibt es so viele verlockende Dinge hier in Trondheim, dass ich a) eigentlich gar nicht nach einem Semester wieder weg will und b) sich die Frage stellt, ob ich statt studieren vielleicht das Studentenleben genießen sollte 🙂 – zumal bei mir zwei Fächer zeitlich parallel liegen und bei meinen Fächeroptionen 4 Prüfungen gleichzeitig stattfinden (hier sind alle Prüfungen für morgens um 9 Uhr angesetzt)…

Eine sehr gesellige Runde ergab sich beim täglichen Complementary Lunch oder Barbecue. (Und die Norweger haben RICHTIGE Grills!) Absolut empfehlenswert ist danach ein typisches norwegisches Spiel, bei dem man mit Hölzern andere Hölzer treffen muss bis der König umkippt (danke an Catha – es heißt Kubb) …

 

 

 

Das erste musste man sich noch in einer Schnitzeljagd bei strömendem Regen verdienen. Ein anderes wurde zu Erhöhung des Schwierigkeitsgrades an einen See verlegt und war nur für Mitwanderer des Hiking Trips zu erreichen.

 

 


 

Neben diesem Hiking Trip wurden für einen minimalen Obolus eine Bootstour und zwei Museumsbesuche mit Stadtrundfahrt organisiert. Die Norweger ließen sich auch abseits des kulinarischen Bereiches nicht lumpen und hielten für jeden sogar noch kleine andere Gimmicks wie Buff, Thermostasse und Schreibbüchlein bereit. Vermutlich haben wir die Dinge aber nach drei Tagen über die Steuern schon zurückbezahlt…
Etwas ungewohnt war, dass die vom International Office organisierten abendlichen Feten nur bis 22 Uhr gingen. Aber über die Party-Bräuche der Norweger habe ich ja schon geschrieben…

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