Fjelltour – Tag 4 – Pause

Wer bislang die Befürchtung hatte, die Tour wäre psychischer und physischer Stress, darf beruhigt sein – erstens ist sie das nicht und zweitens gibt es nun einen Tag Entspannung. Zumindest fast. Die Sicht wurde nämlich nicht besser, so dass es uns zu gefährlich war, weiterzulaufen und möglicherweise eine Schneewehe hinabzustürzen. Deshalb hieß es abwarten und Tee trinken. Zugegeben, es gab keinen Tee. Wir beließen es bei Wasser. Was tut man an einem Tag wie diesem? Erst einmal nutzt man die Möglichkeit, dass in Daniels Zelt Platz für alle fünf Verschollene ist. Damit man nicht den Hintern wund sitzt, schaufelt man am besten den halben Tag Schnee und trägt den Hang so weit ab, dass Wind und Schnee möglichst nicht sofort wieder die Zelte verschlingen. Das kann jegliche Langeweile vertreiben. Insbesondere dann, wenn man zu dritt zeitweilig gerade einmal so schnell schaufeln kann, wie der Wind neuen Schnee heranweht. In solch einer Situation hilft es dan, wenn man ein wenig seinen Widersacher austrickst und das Zelt einfach etwas in Richtung Hangkante versetzt. Dann sinkt man zwar direkt neben dem Zelt oberschenkeltief ein, hat aber deutlich mehr Ruhe vor der Schneewehe.

 

Ansonsten nutzt man solch einen Tag am besten für längst vergessene Spiele wie Phase 10 oder “ich packe meinen Koffer”. Galgenhumor, Schwüre á la “nie wieder gehe ich solch ein Risiko mit Lawinen ein” oder aktuelle Lagebesprechungen, welche Himmelsrichtungen bei den Toilettengängen noch nicht vermint wurden, können auch Zeit vertreiben. Natürlich darf es an Komfort nicht mangeln – mit zwei Kochern kann man beim Schnee schmelzen auch gleich das Zelt 5-7°C heizen. Das waren immerhin 15°C über der Außentemperatur!

 

So vergeht ein Tag auch und erzeugt mehr Muskelkater als eine Skitour – nämlich in den Lachmuskeln. Und wer selbst einmal auf Zelttour unterwegs war, der weiß, dass man auch gegen 21 Uhr ins Bett gehen kann, um erst 8 Uhr aufzuwachen. Nach einem äußerst amüsanten Tag also gute Nacht!

Halt – bei so wenig Text gibt es nun wenigstens noch ein paar Hinweise, wie man bei solch einer Schneetour ausgerüstet sein KANN. Auf einen Hinweis betone ich das Wort “kann” noch einmal, denn ich kann nur sagen, mit welcher Ausrüstung ich mich wohl- und sicher gefühlt habe.

Zu den Schlafsäcken habe ich ja schon etwas erzählt. Der Innendaunenschlafsack war ein Western Mountaineering Summerlite (580g, 275g Daune 850+ cuin, Komforttemperatur 0°C), das Fleeceinlet von Meru, der Sommerschlafsack ist uralt und Kunstfaser (1000g, Komforttemperatur ca. +12°C). Unter diese legt man so etwas wie eine Winterevazotte oder eine 4cm Thermarest. Manche schwören auch auf DownMat – ich empfand auch bei -25°C keinen Bedarf dafür. Meine Leichtluftmatratze konnte ich leider nicht testen, da ich sie in Deutschland vergessen hatte. Als Kleidung reichte mir meist meine lange Sommerunterwäsche. Nur die Füße wurden mit dicken Wollsocken gut eingepackt – man will ja nachts ungern raus… Im Ernstfall kann man immer noch Mütze, Handschuhe und die Tageskleidung anziehen, so lange man durch Presswurst-Dasein keine Kältebrücken schafft.

Tagsüber hat sich auf diese Tour bei mir ein Merinolangarmshirt (Billigmarke) bewährt – nach 5 Tagen habe ich es gewechselt, weil ich ein zweites dabei hatte und nicht, weil es roch… Darüber per Zwiebelprinzip 1-2 Fleecelagen und eine Regenjacke. Andere ersetzen Fleece inzwischen auch durch Wolle – ich habe noch nicht beschlossen, ob ich das mal testen möchte… An den Beinen kann man Schneehosen tragen (Vorsicht: Atmungsaktivität, Gewicht) oder man schlüpft in Hosen nach dem Zwiebelprinzip. Letzteres verspricht in jedem Fall mehr Flexibilität. Auf jeden Fall werde ich das nächste Mal eine Regenhose mitnehmen, denn sobald man im Zelt etwas warm wird, “schmilzt die Hose” und man bekommt einen unangenehm nassen Hintern. Wichtig sind auf jeden Fall Gamaschen (danke Kai!) – mit einfachen Stoffstulpen ist es bei Temperaturen um den Gefrierpunkt nicht getan – es wird trotzdem nass in den Schuhen…

Meine Gesichtsmaske musste ich auf der Tour nicht ‘rausholen. Mütze, Sonnenbrille und Sonnencreme sind Pflicht. Bei den Handschuhen sollte man beachten, dass sie auf Dauer (meist) nass werden. Meine Goretex-Handschuhe haben sich bewährt – sie trocknen mit der Zeit aus und halten sehr lange zumindest von außen Wasser ab. Über sein zweites Paar Handschuhe war jedoch jeder von uns froh!

Soweit in Kürze…

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