Fjelltour – Tag 6 – Toptur-Versuch

Nachdem die Temperaturen abends bereits auf -10°C gefallen waren, wurde diese Nacht zum ersten richtigen Test für unsere Schlafsäcke. Die Winterschlafsäcke hielten sauber durch. Meine Kombi ließ – erstmalig mit geschlossenem Reisverschluss des Dauenenschlafsacks – auch nichts zu wünschen übrig – höchstens, dass beim Hinein- und ‘Rausklettern durch die alternierende Anordnung der Reisverschlüsse links und rechts etwas Geduld erfordert… Aber Claudia fror leider erstmalig etwas. Die nächste Nacht würde sie zusätzliches weiteres Fleeceinlet nutzen. Mehr geht dann in dem Schlafsack aber auch nicht, da es zusammen mit der Kleidung sonst so eng ist, dass Kältebrücken entstehen. Erstmalig konnten wir die Beobachtung machen, dass das nachts ausgeatmete Wasser direkt an der Außenseite des Schlafsacks kondensiert. Wenn es noch kälter ist, verschiebt sich der Taupunkt weiter in den Schlafsack. Wollen wir nicht hoffen, dass er irgendwann mal nahe am Körper landet…

Nach dem Frühstück starteten wir ohne Gepäck zur ersten Toptur, d.h. Gipfelbesteigung. Die Sonne lachte, die Sicht war gut und der Berg Oklasnuta sah “hinreißend” aus. Wir stapften gemütlich den Hang hinauf, da knackt es deutlich wahrnehmbar im Schnee und meine Ski geben spürbar – vielleicht 1-2cm, vielleicht auch nur 5mm – nach. Der Reihe nach drehen wir ab, um vom Hang wegzukommen. Es wird einem schon mulmig, wenn man gedanklich die schlimmsten Befürchtungen durchspielt und überlegt, was man tun kann, wo man doch machtlos ist. Doch Daniel und Friederike meinten, dass dieses Knacken nur ein Vorbote wäre und noch keine Gefahr drohe. Wenn man allerdings weiterläuft, kann sich eben auch schnell ein Schneebrett lösen. Das wollten wir an dem Tag eigentlich nicht und so versuchten wir an einer anderen, sicher erscheinenden Stelle erneut den Aufstieg. Als es erneut knackte – diesmal bei Friederike, die diesmal als letztes lief (vermutlich muss der Schnee erst etwas verdichtet werden) -, brachen wir die Toptur ab. Auf dieser Tour sollten uns keine Gipfelbesteigungen vergönnt sein. Wir wussten zwar nicht, was wir davon halten sollten, als immer mal wieder Norweger auf Toptur sahen, wussten aber, dass uns unten wenigstens keine Lawine ereilen würde…

 

So genossen wir auf einer Schneebank unser zweites Frühstück in der Sonne. Nach dem Abbau der Zelte marschierten wir über die planierte Waldautobahn weiter. Diese Loipe war – typisch für die norwegischen Hüttenurlauber – vom Hüttendorf aus gezogen worden und endete aprupt in einer Schleife vor dem nächsten See, dem Gjevelvatnet. Wenigstens schienen die Norweger an dem Tag nicht so früh aufzustehen und so hatten wir die Loipe meist ungestört für uns. Gerade zu Ostern kann darauf auch die Hölle los sein.

 

Auf dem Gjevelvatnet hatten wir gut 10km vor uns. Natürlich hatten wir Gegenwind. Die Ski sanken immer gut 10cm ein, so dass man nur beschwerlich vorwärts kam. Inzwischen zog Daniel wieder den Pulk – damit ging es für mich trotzdem vergleichsweise den ganzen Tag “bergab”. Es gab zwar schöne Hänge zu bewundern, aber wenn sich die Bilder vor dem eigenen Auge nur marginal ändern, ist es trotzdem nicht sooo spannend. Das Stück hat mich stark an die Vätternrundan oder Fichkona erinnert – es gibt manchmal Momente, wo man am besten einen Schalter umlegt und in Standby fährt… Aber auch solche Stunden gehören zu einer Wintertour dazu!

 

Wir waren trotzdem etwas erleichtert, als wir am Fuße des Anstiegs zu Kamtjønn unser Zeltlager aufschlugen. Ja – wir waren da. Am nächsten Tag sollten wir auf einer der schönsten Hütten des NTNUI auf 1180m übernachten.

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