Hüttentouren VII – Kamtjønn

– Viel Schnee, viel Holz, viele Fotos und viel krank sein –

Wir sind zurück! Die Eindrücke waren überwältigend, wurden aber leider etwas dadurch getrübt, dass ich mir schon wieder eine Erkältung eingefangen habe. Sie stammt wohl von der Regenwanderung oder der ersten Nacht im Zelt beim Fosendugnad. Auf Fotos hört man aber bekanntlich keinen Ton und Videos lade ich hier nicht hoch, so dass Euch mein Leid erspart bleibt und Ihr in Ruhe eine neue Folge von “Hüttentouren in Norwegen” konsumieren könnt…

Das Leben hier mag nach Urlaub klingen und ich möchte mich für den Eindruck entschuldigen, der hoffentlich nicht zu stark zum Nachahmen anregt! 😉 Unerwähnt bleiben jedoch die teilweise langen Arbeitstage unter der Woche und unvergessen ist das Doppelsemester 5+7. Wohl deshalb will sich immer noch kein schlechtes Gewissen breit machen, auch wenn ich bei dieser siebten Episode von “Hüttentouren” der bloglesenden, arbeitenden Bevölkerung daheim vor dem Rechner unter die Nase reiben muss, dass der Ausflug von Donnerstag bis Sonntag andauerte und damit schon fast in die Kategorie Urlaub zählt… Es sollte mit 1189 Metern über NN auf die höchste Hütte des NTNUI gehen. Wegen schlechter Erreichbarkeit hatten wir uns ein Auto gemietet. Wir bedeutete diesmal die Lynhøgenbesetzung, wenn man Catha gegen Frank austauscht. Frank kennen wir seit dem erfolglosen Warten bei der Polizei.
Wir nutzten den Luxus des eigenen Gefährts und fuhren mit kleinem Umweg über Oppdal zum Ausgangspunkt der Wanderung.

 

In dem Ort gab es (diesmal leider ohne Führung) ein “historisches Dorf”, ähnlich dem, das wir im August im Sverresborg Folkemuseum besichtigt haben.

 

 

Zudem sollte es eine der größten Grabstätten Norwegens zu bestaunen geben. Leider konnten wir nur spekulieren, wo der oder die Eine oder Andere der 750 Vikinger begraben liegt. Die ovalen oder runden Steine, welche die Stellen markieren sollen, waren schwer zu identifizieren.

 

Schließlich statteten wir auch noch den s.g. Potholes einen Besuch ab. Sie erwiesen sich aber doch nicht als so sehr spektakulär…

 


So starteten wir unsere Wanderung gegen 15:30 Uhr auf rund 600 Metern ü.NN. Dass es auf der Höhe bereits eine geschlossene 10cm dicke Schneeschicht gab, weckte zwiespältige Vorahnungen. Es versprach zumindest spannend zu werden, ob die Hütte noch im Hellen erreicht werden konnte. Ich war während des ersten Teils der Wanderung eher mit mir selbst beschäftigt. Ich hatte neben einem Großteil der Lebensmittel und meinem eigenen Kram noch Äxte, Motorsäge und Schutzhose auf dem Rücken. Das war soweit nicht das Problem, nur irgendwann lag ich, nachdem ich bis zum Oberschenkel im ein Bächlein verdeckenden Schnee versackt war, in der Horizontalen… Da ging wieder Aufrichten nur ohne Rucksack. Recht unbequem war auf alle Fälle auch das Tragen des Benzin-Öl-Kanisters, womit sich Frank und Theresa abwechselten. Allein Kai, der noch sein Knie schonen muss, hatte es mit dem Schutzhelm gut getroffen 😉

 

 

Warum haben wir uns das zusätzliche Gepäck eigentlich angetan, möchte man fragen? Wir hatten uns zum Veddugnad bereiterklärt. Das heißt, wir wollten (mindestens) einen Tag Holz machen. Für Kamtjøn ist dies deshalb nicht ganz unwichtig, da bei rund 850 Metern die Baumgrenze liegt und auf Grund des unwegsamen Geländes der Holztransport unabhängig von der Holzmenge zur Hütte rund 1000 Euro kostet. Kurz vor der Baumgrenze wurden wir unser Zusatzgepäck los, da wir Schutzausrüstung, Säge, Äxte, Benzin und Öl bei einem Holzstapel sorgfältig im Schnee versteckten. Die Wanderung zur Koie beschleunigte sich trotzdem nicht, da unsere Fußstapfen zunehmend tiefer wurden. Mangels Zeit und aufgrund irreführender Wegbeschreibungen durchquerten wir unseren bislang kältesten Fluss barfuß.

 

Nach kräftezehrenden 4 1/2 Stunden erreichten wir bei Anbruch der Dunkelheit unser Ziel.
Die Hütte liegt hinter einem See am Ufer eines zweiten. Sie ist genauso wie das Herzhäuschen mit Stahlseilen abgespannt, um dem teils heftigen Wind trotzen zu können.

 


 

 

Das ist das Herzhäuschen…
 
 
und darin sah es so aus…
 

Wegen der engen Flusstäler vor den Seen wird das Holz immer nur bis rund 1,5 Kilometer vor die Koie transportiert und muss die letzte Strecke von den Hüttenbesuchern getragen werden. Dies hatten wir am Donnerstag nicht getan, da einerseits der Holzstapel vom Schnee recht gut verborgen wurde, wir andrerseits auch mit unserem eigenen Gepäck ausreichend beschäftigt gewesen sind.
Für Freitag war gutes Wetter gemeldet, was auch tatsächlich pünktlich eintraf. Wir nutzten die Gunst des Tages und wanderten, nein kletterten auf den Blåhø, einen rund 1680 Meter hohen Berg. Nach der teilweise 100% steilen Passage bot sich eine suuupppeeerrrrr Aussicht. Speziell dann vom Gipfel…

 

 

Mit Eintrag ins Gipfelbuch:

 
 

Ski hätte man dabei haben müssen! Dann wäre das Vorwärtskommen wesentlich einfacher vom Fuß gegangen. Und die Abfahrt wäre toll gewesen!!! Aber auch so sind wir relativ zügig wieder zur Hütte gelangt. Zeit konnten wir insbesondere auf folgender ausgewiesener Schnellrutschstrecke gut machen:

 

Nicht zu vergessen: Wir trafen einige Lemminge. Diese waren jedoch so scheu, dass ich für eine Nahaufnahme mit der Kamera auf Jagd gehen musste, bis eines der Tierchen ängstlich in einer unserer Fußtapfen kapitulierte…
Edit: Es waren wohl doch nicht die versprochenen kleinen Wesen, sondern ordinäre norwegische Mäuse! 🙁


An dem Abend gab es dann noch Torte. Von dem Festmahl mit Gummibärchen, Schokotäfelchen, Sahne und Pudding schafften wir aber nur die Hälfte. Überhaupt aßen wir in den vier Tagen viel weniger als vermutet. Wir brachten über ein Drittel der Vorräte wieder mit zurück… Es wird noch recherchiert, welcher Arzt für uns zuständig ist!

Gemeinsam, insbesondere durch mein Engagement leerten wir ohne Probleme ein Honigglas an den vier Tagen. Hier werden die letzten Reste im Tee gelöst…


Ach ja – langsam wird es übrigens nervig, dass ich ständig nasse Füße habe! Den anderen geht es zwar nicht besser, aber ich habe damals für meine Verhältnisse viel Geld ausgegeben. Zugegeben, ich habe leichte Wanderschuhe (von Meindl). Die Sohle bietet auch guten Halt. Aber es kommt eben durch die GoreTex-Membran Wasser durch und im Schnee ist der Schuh nicht stabil genug, so dass man mit dem Hacken zu sehr einsackt und dies insbesondere bei nassen, kalten Füßen arg auf die Achilessehne geht. Ich empfehle für solche Touren hohe, stabile (, teure) Wanderschuhe

Samstag sind wir knapp die Hälfte der Strecke zum Auto gelaufen, um hinunter zur Baumgrenze zu gelangen. Die Temperaturen schwankten um den Nullpunkt, so dass durch Antauen und Regen der Schnee zwar weniger, dafür aber nass und unberechenbar tief wurde. Es ist auch unvorstellbar, auf wie viele Bächlein man dort oben stieß. Teilweise schien der gesamte Berghang zu fließen.
Bei der Motorsäge angekommen, war es gar nicht einfach, Bäume zu finden, die gefällt werden durften, da bei zu großem Kahlschlag die Baumgrenze dauerhaft ins Tal verschoben werden dürfte. So sind schließlich alle Stämme handverlesen und mit nicht geringem Transportaufwand zu drei Haufen gestapelt worden. Zum Ende hin wurde die Auswahl so gering, dass die Stämme aus einem Flusstal noch bis zu 15 Meter in die Höhe zu buckeln waren. Leider müsst Ihr mir das jetzt alles unbewiesen abnehmen, denn vor lauter Arbeit vergaßen wir das Foto schießen…
Nach 5 1/2 Stunden Sägen, Hacken, Entasten und Schleppen hatten wir – je nach Definition, bei welcher Stammdicke ein Baum anfängt – 70 bis 110 Bäume zusammengetragen.

Eins…

… zwei…

… drei!

 

Auf dem Rückweg nahmen wir dann vom morgens entdeckten, nun schneebefreiten Holzstapel vor den Tälern auch Stämme zum Aufstocken des Hüttenvorrates mit.

Am Sonntag ließen wir bei einem ganz gemütlichen Frühstück das lange Wochenende ausklingen.

Hier sollte eigentlich etwas anderes scharf werden… Sorry!


Die Wanderung zurück zum Auto war etwas beschwerlich. Nachdem ich Samstag an anderer Stelle durchs Eis gebrochen und mir reichlich Wasser von oben in den Schuh geflossen war, hatten die Mädels und Frank diese Stelle erkundtschaftet, die wir auch am Sonntag für eine Flussüberquerung mit trockenen Füßen nutzten…

Der Schnee zog sich langsam zurück…


Unterwegs sammelten wir Schutzkleidung und Werkzeug ein. Geschafft, aber noch voller unvergleichlicher Eindrücke kamen wir beim Auto an. Schließlich genossen wir noch die Heimfahrt durch schöne Landstriche. Norwegen wird übrigens zunehmend kleiner – wir fuhren teilweise von Hüttenradtouren bekannte Strecken…

Was bleibt? Tolle Erinnerungen, eine Erkältung und Unikram, der seit Sonntag Abend abgearbeitet wird…

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