Norwegen – Teil III – ohne Hütte

Diesmal gab es sozusagen eine Premiere: ohne Ski mit Zelt und alleine auf Tour. Mit am Start waren Friederikes Schneeschuhe. Und das war gut so. Harmlos fing alles an: von Oppdal die in der Woche davor abgetaute Schnee- (nun Gras-) Piste hinaufwatscheln. Ab 1000m dann wie gehofft: Schnee. Den gab es allerdings nur in verharschter bis vereister Form, was die nächsten Tage noch zunehmen sollte. Über die Schneeschuhe war ich sehr froh. Wären doch sonst die Toptur-Unternehmungen nicht möglich gewesen. Nicht bestellt, aber im all-inclusive-Paket leider enthalten: Wind. Viel Wind. Die dunklen Wolken täuschten etwas. Viel Niederschlag sollte es nicht geben. Optimistisch geschätzt gab es während meines Norwegenaufenthaltes Null Regen und 1cm Neuschnee. Um so mehr gab es bereits genannten Wind, der dazu führte, dass ich auf dem Blåøret wegen des Rucksacks nach vorn und wegen des Sturms zur Seite gelehnt ziemlich schief laufen musste. Hanghuhn müsste man sein. Leider schaffte der Wind es allerdings nicht, die Wolken wegzublasen, so dass ich zwar 1600m hoch war, aber nur 160m weit gucken konnte. Auf dem Weg hinab gab es den ersten Verlust zu beklagen: Bei meinen neuen Bergans-Gamaschen schien ein Band nicht gut verknotet zu sein (bitte nach Kauf immer prüfen!) und ich verlor diesen zusammen mit einem Haken. Gleichzeitig zeigte sich, dass vereister Schnee den Bändern, die unter dem Schuh durchgeführt werden, nicht gut tut und diese in kürzester Zeit auf- und durchscheuert. Bergans war so kulant und hat mir zugesichert, neue Bänder und einen Haken zu schicken. In der Hoffnung, am nächsten Tag auf der Nordwestseite der Bergkette wandern zu können, zeltete ich in einem gefrorenen Moor auf 1100m. Der Wind zählte allerdings weiterhin nicht zu meinen besten Freunden: Nachts drehte er, so dass das Zelt voll im Wind stand und ich Angst um dessen Leben hatte und morgens waren die Wolken immer noch nicht weg. Immerhin war ich um eine Erfahrung reicher: mit 150er Merino-Oberteil, 260er Merino-Unterhose, Seideninlett und WM Summerlite auf 3cm-Thermarest kann man bei unter -3°C zelten. Meine Uhr zeigte die Temperatur nämlich morgens im Zelt an.

 

 
 
 
 
 
 
 
 

Ich beschloss nun, meine Tour auf der Ostseite der Berge fortzusetzen und hoffe auf weniger Wind und gute Sicht auf den nächsten Bergspitzen. Weder Wald mit Schnee noch vereiste Straße waren besonders angenehm zu laufen. Lichtblick des Tages: Eine Norwegerin. Wir hatten eine Stunde lang den gleichen Weg und ich anschließend eine Einladung, in ihrem Gästehaus zu übernachten oder wenigstens auf eine heiße Schokolade vorbeizukommen. Um die Chance auf eine Toptur nicht zu verbauen schlug ich mein Zelt jedoch am Fuße des Trollhøtta auf. Um nicht zu untertreiben – einen weiteren Lichtblick gab es noch. Ich sah zum zweiten Mal an zwei Tagen eine Herde Rentiere. Vermutlich die selbe Herde.

 

 

Der nächste Tag glänzte wieder mit etwas mehr Sonne und weniger Wolken. Der Wind hatte etwas abgenommen. Also ging es hoch auf den Grytthatten. Mit Schneeschuhen war das kaum ein Problem. Oben gab es gute Sicht, ordentlich Wind und den Plan, gleich noch den Trollhøtta zu erkunden.

 

 
 

Auch dafür waren die Bedingungen anfänglich ganz gut. Auf der Spitze (die Berge hier haben einfach zu viele Spitzen. Man meint immer, man sei oben und dann geht es doch wieder 10m runter und 15 rauf) bin ich dann allerdings fast weggeflogen. Das hat man davon, wenn man das halbe Gepäck im Tal lässt. Die Kombination von Wind und vereistem Schnee (man konnte an vielen Stellen von Eisflächen sprechen) ist übrigens auch nicht empfehlenswert… Und Sicht gab es leider auch nicht viel.

 

 
 

Trotzdem ein sehr schöner Ausflug. Abends habe ich dann bei -7°C im Zelt aber doch das Fleeceinlet rausgeholt bzw. zwischen Schlafsack und Seideninlett gefriemelt. Gab trotzdem kalte Füße.

Am nächsten Tag waren die Wolken dann verschwunden und es gab eine nette Tour über kleinere Bergspitzchen. Am Ende hat es mich dann allerdings doch weiter ins Tal gezogen. Das Eis war an einigen Stellen halsbrecherisch und man konnte die Schneeschuhe nicht überall tragen. Das Zelt schlug ich auf 600m auf. War ich doch so einfacher für Daniel und Friederike erreichbar, die nun dazustoßen wollten.

 

 

 

 
 
 
 

An den nächsten beiden Tagen unternahmen wir zwei kleine Ausflüge zu einer DNT-Hütte und auf einen Berg. Die Hütte gehört mit zwei weiteren zu einer  Gruppe, die auch für Kinder in Tagesetappen erreichbar ist. Das Gebiet eignet sich damit hervorragend für Familienausflüge. Nicht zu vergessen ist das tolle Lagerfeuer, welches uns den Abend zwischen den beiden Tagen verschönert hat. Der nächste Abend war nämlich nicht so erquicklich. Hatte ich mich doch in der Busabfahrtszeit vertan, so dass ich trotz Joggingeinlage mit Rucksack über 4km den letzten Bus um 5 Minuten verpasst habe. Ich muss wohl wieder mehr trainieren. Auf meiner nächtlichen Wanderung entlang der E6 wollten mich zwei andere Busse, die an einer späteren Kreuzung ebenfalls auf die E6 bogen, nicht mitnehmen. Hier wird auf großen Straßen nur gehalten, wenn es auch eine Haltemöglichkeit gibt. Nach 10-12km, kurz vor Berkåk, von wo aus spät noch ein Zug fahren sollte, nahm mich dann aber doch noch jemand mit. Der Fahrer meinte, es gäbe in Norwegen inzwischen fingierte Tramp-Versuche, die mit einem Raubüberfall endeten, durchgeführt von Afrikanern. Allerdings haben Daniel und Friederike davon noch nichts gehört und ein Bekannter trampt wohl regelmäßig erfolgreich…

 

 

 

 

Also alles gut gegangen.

Hilsen,

denlinne

 

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