Ankunft in Trondheim

Der Flug nach Trondheim ging über Kopenhagen. In einer der zwei Turboprop-Maschinen mit rund 50 Sitzen, die zwischen 12:40 Uhr und 16:40 Uhr der Ersatz für den Erdboden waren, würde es sicher etwas Essbares geben, so die Spekulation. Die Hoffnung wuchs (notgedrungen), als in Kopenhagen nach Verspätung der ersten Maschine nicht genügend Aufenthalt war, um etwas einkaufen zu können. Aber die erste große Probe für das Semester im Land der unbezahlbaren Lebensmittel sollte tatsächlich schon anstehen… Wenigstens wusste ich den Fahrradkarton zu dem Zeitpunkt in Kopenhagen angekommen. Allerdings beschlich mich angesichts der Größe der Gepäckluke des zweiten Fliegers eine böse Vorahnung – zumal schon beim Abflug in Düsseldorf der große Karton nur diagonal und manuell durch das Röntgengerät geschoben werden konnte.
Während des Fluges war zumindest zeitweilig, wenn die Wolkendecke aufriss und der Pilot nicht wieder in die thermisch sehr aktiven Wolken eingetaucht war, gute Sicht auf ein paar Flecken Erde, welche die visuellen Begierden zunehmend anwachsen ließen.
In Trondheim bestätigte sich dann leider die Vermutung, dass das Fahrrad unterwegs auf der Strecke geblieben sein könnte. Dazu fehlte noch eine Tasche, die jedoch nicht überlebenswichtig war.
Auf der Busfahrt nach Trondheim – 30km; vorgewarnt waren die 10 Euro ertragbar – ließen der Trennungsschmerz vom treuen Gefährt und der Missmut über die zusätzlichen 20 Minuten Wartezeit am Schalter zur Angabe des fehlenden Gepäcks langsam nach, denn ich erkannte zunehmend an, dass das Fehlen der Gepäckstücke den Weg zum neuen Zuhause nicht unbedeutend erleichtern würde.
Auf der Busfahrt musste ich feststellen, dass die Trennung von Norwegen doch länger war als vermutet – der rustikale Eindruck der Häuser und der gerissenen Asphaltdecken musste erst einmal sacken. Ich fand erst nach und nach wieder Gefallen daran.
In der Stadt abgesetzt gab es die erste Lektion in Landeskunde: Die Busse halten nur, wenn man sie heranwinkt. Als introvertierter, schüchterner Mensch war ich darin nicht geübt…
In Moholt Studentby (zu deutsch: Moholt Studentenstadt / Studentensiedlung) gab es den Schlüssel für das WG-Zimmer. Das Sit-Büro (Sit ist so etwas wie das deutsche Studentenwerk + kleine Einkaufsläden auf dem Campus + Sportverein) wird in der Zeit, in der die Austauschstudenten vermehrt anreisen, nach kurzem Anruf geöffnet. Moholt war aber nicht der Ort an welchem wir wohnen sollten. Dieser nannte sich Steinan Studentby. Dahin ging es per Taxi (direkt, schnell) oder Bus (mit Umsteigen, unbestimmte Dauer). Die Wahl fiel auf das Taxi. Die Fahrt begann bei einem Taxometer von 60 NOK (rund 8 Euro). Während der durchaus rasanten Fahrt zählte das Taxameter alle drei Sekunden 1 NOK hoch. Nach einer Strecke, die durchaus in 5-6 Minuten mit dem Fahrrad bewältigt werden kann, blieb das Taxi vor unserem neuen Zuhause mit der bescheidenen Forderung von 109 NOK (rund 14 Euro) stehen…
Die WG war bis auf den Bereich Ordnung und Sauberkeit, welchem noch Verbesserungspotentiale nachgesagt werden könnten, sehr schön. Das Haus ist ein Holzhaus (welches in der Mitte eine Symmetrieebene hat – also in der rechten und linken Hälfte zwei gleich aufgebaute WGs beherbergt) mit Wintergarten, der jedoch von einem Raucher in Beschlag genommen wird. Die Zimmer sind alle zweietagig, mit Bett im Spitzboden…
Interessant ist, dass Norweger sich (auch im Sommer) ihre Sonne künstlich erzeugen. Da die Sonne unabhängig davon scheint, ob man im Zimmer ist, muss also auch das Licht immer brennen. Es ist aber vielleicht auch nachvollziehbar, dass Norweger sich davor fürchten, im Winter, wenn die Sonne in Trondheim 5 Stunden (incl. Dämmerung) Licht bringen soll, in dunkle Räume hineinzustolpern…

So – das war eine etwas ausführliche Einleitung in das Auslandssemester
a) weil ich so lange mit dem Schreiben gewartet habe und
b) weil der Text vielleicht einen kleinen Einblick gibt, wie die Uhr hier oben so tickt…

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *