Hüttentouren III – Flåkoia

– Leben fast wie im Mittelalter –

Diesmal sollte es ein ruhiges Wochenende werden. Freitag wollten wir anreisen, Samstag die Füße hochlegen (und etwas Unikram erledigen) und Sonntag wieder zurück. Diesmal waren wir zu siebt. Neben Catha, Theresa, Lena, Kai und meiner Wenigkeit fuhren und liefen Thomas und Claudia mit. Um 17 Uhr ging es in Trondheim los. 18 Uhr starteten wir die mit 1,5 Stunden Länge angegebene Wanderung. Dieses Wochenende hatten wir wieder sehr viel Gepäck, denn wir mussten 2 ganze Tage überleben. Dafür hatten wir mitgenommen:

  • 2Kg Reis + 2 Gläser Sauce
  • 8 Brote + Butter + 1Kg Marmelade, Wurst, Käse, Frischkäse
  • 2Kg Nudeln + 2 Gläser Sauce
  • diverse Kg Kartoffeln (Zahl wird nachgereicht) + Quark + 2 Gurken + Kräuter
  • 32 Pølse + 30 kleine Brötchen
  • diverse Packungen Kekse 🙂

Rund 300 Höhenmeter und 2 Stunden später erreichten wir erstmalig ganz ohne GPS und mit fast trockenen Füßen die Hütte. Sie liegt an einem See und wenn das Wetter schön gewesen wäre, hätte man dies auch richtig genießen können – z.B. beim Sonnenbad auf dem Dach. Das Wochenende blieb aber durchwachsen, um es freundlich auszudrücken, und so wurde daraus nichts.

Die Flåkoia ist relativ neu, denn Anfang der 80er Jahre musste sie nach einem Brand neu aufgebaut werden. Die alte Hütte gefiel uns aber zumindest auf den Fotos besser, da die gesamte Front verglast war und so vermutlich mehr Licht hinein gelangte als bei der jetzigen Variante mit nur wenigen kleinen Fenstern. Immerhin sind die Fenster heute doppelt verglast…

Aus dem ruhigen Wochenende wurde wieder einmal nicht viel. Als wir ankamen, lagen noch 6 Holzscheite bereit. Damit kommt man gerade einmal 6 Stunden weit… Zudem ärgerten wir uns darüber, dass unsere Vorgänger das Paraffin in den Lampen und im Kocher nicht aufgefüllt hatten. Unsere zwei mitgebrachten Liter mussten also rationiert werden. Bevor der Abend gemütlich werden konnte, sägten und spalteten wir noch einen halben Baumstamm, der unweit der Hütte vermutlich bei der letzten “Holzmachaktion” liegen geblieben war.

Der Samstag stand ganz unter dem Motto “Holz machen”. Sonst hängen in Hütten immer Zettel, dass man keine Bäume fällen darf. Da dieser hier fehlte, dachten wir uns nichts Böses und gingen los, fest entschlossen, endlich den ersten Baum in unserem Leben zu fällen. Auf dem Weg sammelten wir fleißig natürlich gefallene Stämme und Stämmchen. Da diese bei weitem nicht reichten, um auch für die nächsten Hüttengäste noch Vorräte zurücklassen zu können, suchten wir halb oder ganz abgestorbene Bäume, die noch senkrecht standen. Den ersten Baum, der armselig genug aussah, begannen die Mädels zu fällen. Wir Jungs suchten uns noch einen weiteren, der leider etwas weiter von der Hütte entfernt lag und recht groß war. Die 300 Meter, die wir den Baum (in Stückchen) schleppen mussten, hatten es dann auch in sich.

Nach 6 Stunden hatten wir endlich genügend Kleinholz produziert, so dass wir nach dem Mittagessen anfangen konnten, ein Lagerfeuer zu errichten. In der Zwischenzeit waren noch vier Norweger angekommen, mit denen wir uns in der nächsten Nacht die nun etwas enge Hütte teilen sollten. Außerdem hatten wir ein Bad im See genommen. Es war aber so |—–| kalt…
Im Regen – aber immerhin am warmen Feuer – gab es abends dann “Ofenkartoffeln” mit Kräuterquark und traditionelle Pølse.

Die Prozesskette zur Bestückung der Brötchen mit Pølse, Ketchup, Senf und Zwiebeln konnten wir mit jedem Durchgang verfeinern, so dass wir planen, nach unserer Rückkehr nach Deutschland ein PølseRestaurant zu eröffnen. Nach meinen Rechnungen können wir einem Durchsatz von 720 Gästen pro Stunde Herr werden.
Sonntag früh fuhren Theresa, Lena, Kai und ich noch eine Runde mit dem Ruderboot, welches zur Hütte gehört. Lecks werden hier übrigens mittels mit Alufolie umwickelter Äste gestopft…

Nach einem ausgiebigen Brunch mit Ofen- und Bratkartoffeln sowie Unmengen von Apfelsinenmarmelade (mit Stulle) hieß es Sachen packen. Der Weg zum Bus wurde uns zwischenzeitlich noch von Kühen versperrt, die uns aber nach außertariflicher Einigung passieren ließen.

Wir versuchten mit Erfolg, eine Stunde vor der geplanten Abfahrt an der Bushaltestelle zu sein. Leider waren wir nur für einen imaginären Bus pünktlich. Da Theresa leider oder nicht leider den Busabfahrtsplan damit richtig im Kopf hatte, saßen wir nun noch eine Stunde an der Bushaltestelle…

Bis auf kleine Erkältungen und Blasen vom Holzhacken und -sägen gibt es keine Verluste zu beklagen. Immer noch sind alle wild auf Hütten – uns gehen nur langsam die einfach erreichbaren aus…
Ach ja – bis auf 4 Brote, ein paar Kartoffeln, 400g Reis, 200g Marmelade und Kleinigkeiten ist alles alle geworden 🙂
Und Bäume hätten wir vermutlich gar nicht fällen dürfen. Ein schlechtes Gewissen haben wir aber nur ein bisschen – schließlich waren die Bäume so gut wie tot…

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *