Hüttentouren IV – Agdenes & Telin

– Ein lustiges feucht-kaltes Wochenende –

Nun schreibe ich von meiner vermutlich letzten langen Tour mit dem Fahrrad für dieses Jahr. Kai und ich hatten wieder zwei Hütten ausgewählt, die mit zu den schönsten gehören sollen, wobei eigentlich alle diese Häuschen toll sind. Jede hat ein eigenes Flair. Im Grunde muss man die Hütten danach aussuchen, was man am Wochenende erleben will. Ursprünglich war geplant, dass wir zur Øvensenget, der südlichsten Hütte radeln. Aber diese war zuvor schon intern gebucht worden. Somit suchten wir uns eine Alternativroute.
Die erste Hütte, die wir von Freitag auf Samstag anlaufen wollten, trägt den Namen Agdenes und besitzt einen Gaskocher. Das erschien uns nach der längeren Radstrecke – 125 km – sehr sinnvoll, denn man spart sich das lange Hantieren am räuchernden Benzinkocher. Die zweite Nacht wollten wir in Telin verbringen, welche ebenfalls mit einem Gasbrenner ausgestattet ist. Jedoch war diese Hütte lange nicht mehr vom verantwortlichen Hüttenwart besucht worden, so dass unklar war, ob der Gasbehälter noch unter Druck stand…

Das blau Eingezeichnete ist die Route, welche Kai nach der Tour mit GoogleEarth synchronisiert hat. Am Ende des Abstechers im Süden liegt Telin, im Nordwesten findet man Agdenes.

 

Bei unserem Start am Freitag um 12 Uhr hatten wir für trondheimer Verhältnisse traumhaftes Wetter.
 

 

Auf unserer etwas längeren aber dafür landschaftlich sehr schönen Route am Fjordufer gab es ein Festmahl für die Augen…

Trondheim

Munkholmen

Bei einer Pause…

 
 
 

Wir hatten es mit recht starkem Gegenwind zu tun und meine Beine waren irgendwie seeehhhrrr schwer. Scheinbar hatte mein Körper ziemlich mit der Erkältung zu kämpfen, die ich schon über eine Woche mit mir herumschleppte. Aber wann soll man sich auch auskurieren, wenn ständig Hütten, Radrennen, Fotomarathon u. ä. locken… Ab Kilometer 100 hatte es auch immer mal wieder leicht geregnet und die Temperaturen waren, als die Sonne aber der Hälfte von Wolken verdeckt wurde, auf gefühlt sehr kalte 10°C gefallen.

Agdenes teilten wir uns mit zwei Deutschen, zwei Russinnen und einem Spanier. Das Beste war, dass wir unmittelbar nach unserer Ankunft zum Abendessen eingeladen wurden, das gerade vom Gaskocher genommen wurde. Und lecker war es! Es war nach der Tour mindestens vergleichbar mit einem Dinner im Ritz! Die Strecke hatte schließlich ganz schön geschlaucht…
An dem sehr gemülichen Abend kam ich mal wieder nicht dazu, meinen Unikram auszupacken. Dazu war die Runde zu lustig…

Am nächsten Morgen hatte sich das Wetter leider noch nicht beruhigt und so gingen wir bei recht ungemütlichen Bedingungen und natürlich wieder Gegenwind die 170 Kilometer an.

 

Dafür gab es aber Postkartenmotive…
 

 

Einmal haben wir uns sogar verfahren. Trotzdem DANKE an Kai, der mit seinem GPS die Touren wesentlich stressfreier gestaltet, als sie mit Kartennavigation wären…
 

 

 

Samstags wird immer noch einmal eingekauft, damit wir nicht zu viele Lebensmittel mit uns herumschleppen müssen. An diesem Samstag sah zu dem Zeitpunkt mein Rad bereits so aus (man kann den Schmutz nur erahnen – es war schlimmer, als es hier zu sein scheint… ach ja – und mein MTB ist normalerweise schwarz!) :

 

Drei solche Wochenenden und die Kette ist verschlissen; der Zahnkranz wird auch nicht mehr alt und die Reifen freuen sich auf die Pensionierung… Und da erzähle jemand, Fahrrad fahren sei billig! Mountainbiken ist übrigens durch den ganzen Dreck und den dadurch bedingten hohen Verschleiß deutlich teurer als mit einem Luxus-Sonntagsausfahr-Rennrad zu radeln! Also kauft Euch und Euren Kindern lieber Rennräder! Die halten Euch von solchen Touren dann ab 😉
Danke an dieser Stelle noch an meine Eltern für den Gepäckträger, der am Rennrad keine Verwendung finden durfte. Bei den Touren hier erweist er sich als sehr nützlich!

Auf unserer Tour fuhren wir relativ viele Nebenstraßen, sonst wären wir am Samstag gerade einmal auf 100 Kilometer gekommen. Die Landschaft lässt sich abseits der großen Straßen aber auch wesentlich besser genießen. Hier nerven keine Autos!

 

Witzig war, dass direkt an einer Kreisgrenze der Straßenbelag gewechselt hat (da war doch was mit der Bürokratie…). Gefreut hätten wir uns über den umgekehrten Tausch, denn wir hätten bergauf Schotter und auf der Abfahrt Asphalt unter den Rädern gehabt… So hat Kai in einer Kurve eine Showeinlage mit Adrenalinschub gegeben, als sein Hinterrad zur Seite ausbrach und er nur mit letzter Kraft sein Gefährt wieder stabilisieren konnte…

 

Es herbstet hier übrigens schon ziemlich stark!
 

 


Leider hat diesem Samstag Kais linkes Knie angefangen zu schmerzen. Ich kenne dieses sehr, sehr unangenehme Gefühl, das dazu veranlasst, hauptsächlich mit dem anderen Bein zu treten und dieses dann (auch) zu überlasten. Wir drosselten also ein wenig das Tempo, was unsere Ankunftszeit auf 21:15 Uhr verschob. Nach 400 nicht enden wollenden Höhenmetern auf den letzten 14 Kilometern erreichten wir dann aber doch Telin und genossen einen warmen Empfang…

 

Es waren bereits 6 Norweger auf der Hütte, die uns gleich Jägermeister, Bier und Wein zuschoben. Während die Nudeln auf dem Ofen köchelten (das Gas war nämlich tatsächlich ausgegangen), saßen wir schon mitten in der Runde und amüsierten uns mit den bereits leicht angeheiterten Einheimischen…

Der nächste Morgen: Die ersten Meter durchs Moor nahm Kai in Badelatschen, da die dünnen Reifen des Treckingrades zu stark einsanken und Fahren somit unmöglich war.
 

 

Nach den 170 Kilometern am Samstag waren für Sonntag 125 angedacht. Wir blieben hauptsächlich auf den Asphaltwegen und ließen Abkürzungen und Umwege auf Nebensträßchen aus, um Höhenmeter zu sparen. Am Vortag waren wir immerhin in der Summe den Großglockner überquert, so dass Kais linkes Knie bei jedem weiteren Meter nach oben rebellierte. Auch meine Knie meldeten gedeckten Bedarf. Ihnen war wohl am Samstag zu kalt gewesen…
Ganz um Anstiege kamen wir aber nicht herum und das erwies sich sogar als gar nicht so verkehrt. Wir mussten zur E6 von 200 auf 450 Meter über NN. Klingt jetzt nicht sehr viel, ist bei lädierten Knochen aber eine Menge! Hinterher bei der Abfahrt war dafür jeder Meter ein Traum! Es ging ganz flach bei Rückenwind über 30 Kilometer bergab und auch danach war die Tendenz nach unten, schließlich ging es Richtung Fjord. Bei wenig Verkehr verzichteten wir auf geschotterte Radwege und bogen nur von der sympatischen Straße ab, wenn sie zur Autostraße wurde, d.h. für Fahrradfahrer gesperrt war.

 

Die letzten Kilometer kannten wir dann schon von der ersten großen Tour. Auf einen Abstecher zu einem größeren See wurde verzichtet. Kurz vor 17 Uhr erreichten wir Trondheim. Den Abend genoss ich mit meinem Unikram. Schade, dass die Fahrradsaison für längere Touren hier nun zu Ende geht… Es gibt ja noch soooooo viele Hütten!

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