Fjelltour – Tag 5 – Der Durchbruch

Nach einem Tag Pause im Nichts – der Nebel begrenzte unsere Welt auf 10 x 10 m^2, bei Toilettengängen vielleicht auf 10 x 30 m^2 – wird man doch etwas ungeduldig. Und so wurde der erstbeste Sonnenstrahl, der am frühen Morgen durch den Nebel brach, euphorisch als Zeichen allgemeiner Wetterbesserung interpretiert. Als dann gar noch Berghänge ganz diffus durch das Weiß schimmerten, wurde umgehend beschlossen, dass der Morgen ideal für einen Aufbruch geeignet sei. Die Erfahrungen der letzte Tage hatten gezeigt, dass man morgens mit einem Zeitfenster von ca. 2h mit einigermaßen passablem Wetter rechnen konnte. Doch zunächst mussten die Zelte wieder mühsam ausgegraben werden. Als wir dann die Zelte einpacken wollten, zog es sich doch wieder zu. Da es immer noch etwas besser war als am Vortag, ließen wir uns nicht entmutigen und einigten uns auf Abmarsch.

 

 

 

An der Stelle darf eine Story nicht ausgelassen werden, die für mich schon den ersten Tageshöhepunkt darstellte. Wir bekamen Besuch. Das äußerte sich in einem Quieken unbekannter Herkunft gefolgt von freudigen Rufen Daniels, der sich gerade auf Toilettengang befand. Nichts wie raus aus dem Gruppenzelt – Sprint zum eigenen Zelt – Kamera aus dem Ortlieb herausgefummelt – ab zu Daniel, der inzwischen glücklicherweise wieder vollständig bekleidet war, dabei Augen zu und durch durchs Tretmienenfeld, das inzwischen durch Schneeverwehungen ein unkalkulierbares Risiko barg (zum Glück “ging keine hoch”). Was hatte ich nun vor der Linse? Ihr glaubt es nicht! Meinen ersten Lemming! Das kleine Tierchen, dessen Anblick mir während des Auslandssemesters verwehrt geblieben war, durfte ich nun volle 10 Minuten bewundern. Mit der F75 hätte ich zwischendurch den Film wechseln müssen! Wir hatten es mit dem Kampflemming Marvin (einer der Namen, den wir einstimmig auf die No-go-Liste für liebe und nette Kinder gesetzt hatten) zu tun. Dieser war bei Daniels Weg in die Abgeschiedenheit erbost angetobt und hatte sich laut und deutlich über dessen Aktivitäten beschwert. Er ließ sich auch nicht vertreiben – scheinbar hatte Daniel in seinem Haus nachhaltigen Schaden angerichtet… Im Grunde konnten wir seine Aufregung verstehen und entschuldigten uns brav – es half nichts! Immerhin konnte ich meine ersten (Kampf-)Sportfotos schießen, bevor sich der Lemming – sicher völlig geschafft vom vielen Quieken – irgendwann wieder eingrub.

Wir machten uns nach dem Packen dann auch auf den Weg. Vorsichtig, um keine Schneewehe zu übersehen ging es noch einen kleinen Anstieg hoch, bevor es wieder ins Tal ging. Die Sicht war ausreichend aber hätte nicht schlechter sein dürfen, wie wir unterwegs bei einer Schneewehe feststellten. Immerhin verhieß diffuses Sonnenlicht eine dünner werdende Nebeldecke. Die spitzen Steine unterwegs zeigten uns dann auch, wie man um das Schnee schaufeln herum kommt: Harte senkrechte Kanten müssen sicher gegen Wind sehr stabil gebaut sein, verhindern aber, dass ein Objekt im Schnee verschwindet.. Nach 1,5km uns 80 Höhenmetern erreichten wir den Kamm und genossen kurz im Sturm die schöne Aussicht auf das vor uns liegende Tal.

Mit Bedacht ging es den teilweise vereisten Hang hinunter. Leider schiebt der Pulk im Schnee erst bei recht starken Gefällen. Trotzdem genossen wir die Fahrt hinab zum See. Und dann: Sonne! Wie haben wir sie vermisst! Was folgte waren viele Fotopausen – wenn man lange keine Sonne gesehen hat, lernt man sie so richtig schätzen… Flugs eine Bank in den Schnee geschaufelt, Isomatte drauf und genüsslich zurückgelehnt… Winter kann soooo schön sein 🙂

  

Danach führte die Tour noch auf zwei kleine Kämme und durch ein Hüttendorf. Mit dem Pulk haben wir vermutlich DIE Skiloipe für die Osterurlauber in der Gegend gelegt. Unterwegs sahen wir nun auch einige Skiläufer. Vorbei die schöne Ruhe. Abseits hinter dem Dorf schlugen wir nach sagenhaften 12,5km Tagesstrecke unser Zeltlager auf. Mit ein paar Nachtfotos wurde der erste sonnige Tag verabschiedet. Er war neben tollen Panoramen auch für den ersten Sonnenbrand gut…

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *