Fjelltour – Tag 7 – Traumhütte in den Bergen

An diesem Morgen standen wir mit gemischten Gefühlen auf. Einerseits sahen wir doch etwas sehnsüchtig der Übernachtung in der tollen Hütte in den Bergen entgegen – Kamtjønn ist eine ehemalige Forscherhütte, welche nun vom NTNUI bewirtschaftet wird. Ich hatte sie im Oktober schon einmal bei Schnee besuchen dürfen. Wieder einmal entspannt am Ofen sitzen, gemütlich am Tisch essen, morgens nicht gleich dick anziehen müssen, warme Zehen, auch wenn man sich nicht bewegt… – zugegeben, solch eine Hütte hat zwischendrin schon etwas! Aber ohne Zelten wäre diese Tour nur halb so schön gewesen. Und da bis jetzt keine weiteren NTNUI-Hütten auf unserem Weg gelegen hatten, wäre die Option nur eine große DNT-Hütten gewesen, welche wegen übertriebenem Luxus, großem Gedränge und überhaupt ausgefallen ist.

Der morgendliche Gang zur persönlichen Erleichterung machte heute schon einmal mehr Spaß als sonst. Nach einigen Rekursionsschleifen zur Optimierung unseres EC-Systems (kein Tippfehler!) war inzwischen für ein individuelles Pinkelbecken, hervorragende Aussicht, Sichtschutz und breite Gänge, die einen komfortablen Gang auch ohne Gamaschen ermöglichten, gesorgt. Nur die Damen waren eigenartigerweise mit ihrem Sitzklo nicht zufrieden. Sie fanden es wohl zu kalt.

Nach einem kurzen Frühstück machten wir uns auf den Weg, die einigen hundert Höhenmeter zur Hütte zu bewältigen. Den Pulk ließen wir mit den Zelten in einer Baumgruppe zurück. Es ist schon toll, dass man so etwas in Norwegen riskieren kann! Der Weg erschien diesmal als ziemlich kurz – und das, obwohl sich bei mir an einem Ski schon das Fell völlig abgelöst hatte. Mehrfach Felle wechseln, ohne sie zwischendurch zu trocknen, vermindert dann doch irgendwann die Leisungsfähigkeit des Klebers, der die Felle an den Ski halten soll. Bewährt haben sich Daniels und Friederikes System, das durch Haken und Ösen die Felle straff an den Brettern hält. Wir konnten auf der linken Flussseite den im Sommer üblichen Weg etwas abkürzen. Außerdem musste man nicht an steilen Hängen kraxeln, sondern konnte am Auslauf des ersten Sees entspringenden nun jedoch zugefrorenen Bach mit kleinen Wasserfällen hinauflaufen. Dies war zwar auch nicht soooo einfach, da es recht glatt war, aber es ging mit mehr oder weniger vielen Rutschpartien zwischendrin doch. Das Beste war dann der Weg ab dem ersten See, welcher uns im Oktober viel Zeit geraubt hatte – diesmal ging es einfach über das Eis statt mühsam außen herum.

 

Und so erreichten wir bereits am frühen Nachmittag die Hütte. Wir heizten ordentlich ein (ich war inzwischen etwas aus der Übung im Feuer entfachen, aber irgendwann schaffte ich es, die Flammen zum dauerhaften Zündeln zu überreden), genossen den gemütlichen Abend und das Knacken des Feuers. Und dann gab es das Gericht, was wir uns während der gesamten Tour aufgespart hatten. Wir hatten es aber nicht, wie man vermuten könnte, aufgespart, weil es so überaus lecker war – da schieden sich die Geister etwas -, sondern weil wir Angst vor den Nebenwirkungen hatten. Es gab Erbswurst… Zuerst musste jedoch die Herausforderung gemeistert werden, die steinhart gepressten Würste wieder in Pulver zu verwandeln. An den anderen Tagen hatten wir, d.h. normalerweise Daniel mit den zwei Kochern, weniger gefährliche Speisen zubereitet: Polenta, Kartoffelmus, Nudeln und Couscous wurden mit ständig wechselnden Tütensuppen und hineingeschnittenem Käse sowie gewürfelter Salami abgeschmeckt und auf edlen Plastiktellern bzw. -gefäßen zusammen mit heißem, teilweise etwas verräuchertem Wasser serviert. Von meiner Seite war dies mindestens 5 Michelin-Sterne wert!

 

Inzwischen habe ich schon wieder vergessen, was wir den Abend noch so getan haben – ich glaube, wir waren nicht so sehr spät im Bett. Daniel und ich sind zuvor noch bei -22°C 20 Minuten mit der Kamera herumgeturnt. In der Nacht sollten die Temperaturen an der Hütte auf -25°C, im Tal auf bis zu -28°C fallen.

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